Steiler Trendwechsel an den Rohstoffmärkten
Immer effizientere Extraktionsmethoden und eingespielte Infrastrukturen machten es möglich:
Rohstoffe wurden ein ganzes Jahrhundert lang im Schnitt immer preiswerter, selbst entgegen eines Inflationsdrucks der Leitwährungen und über preistreibende Ereignisse wie die Weltwirtschaftskrise der 1930er oder die Ölkrise der 1970er Jahre hinweg.
Dann plötzlich ein radikaler Trendwechsel. Die letzten 15 Jahre zeichnen einen neuen Trend in die Statistiken – die Preise steigen plötzlich rasant1. Mehr noch seit dem Start der Pandemie: Rohstoffpreise sind auf einem geschichtlichen Hoch und in diesen luftigen Höhen dazu instabil.
Die Unsicherheit durch eine hohe Preisvolatilität2 raubt Unternehmen den Mut, selbstbewusst ihre Zukunft zu investieren.
Einst Prognosen, jetzt Realität
Was zuvor der Stoff von Trendanalysen, Prognosen und präventivem Umweltaktivismus war, ist nun zu konkreten Zahlen in Quartalsabrechnungen geworden und lastet auf den Gewinnerwartungen großer Unternehmen3.
Sehen wir nur ein kurzfristiges Preisphänomen, ausgelöst durch den letzten Inflationsschub4 während der Pandemie oder stellt sich die Effizienz unserer Methoden gegen uns und erschöpft unsere Rohstoffe in Rekordzeit?
Bereits 20055 wurde von einer immer knapperen Rohstofflage berichtet, die seitdem immer schmerzhafter in den Preistabellen sichtbar wird.
Preiseindrücke aus erster Hand – 2021 und 2022 bei Baukom: Bereits im letzten Jahr haben die Preise unserer Zulieferer und deshalb auch unsere Preise deutlich erhöht, bei unseren Wettbewerbspartnern sahen wir das gleiche. Die Frequenz dieser Preiserhöhungen kommt nun in Monaten statt Jahren und erreicht dabei mittlerweile zweistellige Prozentzahlen. Selbst eine erhoffte Preisentspannung kommt vorerst nicht, dafür sorgte das erste Quartal des Jahres 2022 mit der Situation in Osteuropa.
Was ist zu erwarten?
Es wurden bereits Exportbeschränkungen gefordert6, um die knappen Rohstoffe selbst nutzen zu können.
Der kürzliche Preissprint7 von Schnittholz entspannte sich8 zwischenzeitlich wieder etwas, doch die Sorge um eine anhaltende Preisinflation wächst. Dass seit dem Start der Pandemie die Gelddruckmaschinen heiß laufen, hilft dabei sicher nicht.
Unternehmer mit Weitblick sollten deshalb vorsichtshalber davon ausgehen, dass der kürzliche Preisfall nur eine kleine Verschnaufpause statt erneuter Trendumkehr in eine Deflationsphase darstellt.
Denn woher sollte eine völlige Umkehr des Trends kommen? Wir können keinen neuen Kontinent voller Rohstoffe und reicher Landschaften auf gesunden Böden mehr entdecken. Der Planet ist größtenteils kartiert und die Zahl der bauwürdigen Lagerstätten schrumpft.
Dieser Inflationstrend zeigt sich nicht nur auf dem Papier aufgrund wilden Gelddruckens und entkoppelter Marktdynamiken. Er steht in engem Zusammenhang mit einer schwindenden Menge und Förderbarkeit der uns verbleibenden Ressourcen.
Eine Zukunft von Mangel?
Haben wir so erfolgreich Rohstoffe gewonnen, dass sich die Vorräte des Planeten erschöpfen und selbst Holz nicht schnell genug nachwächst um unseren Bedarf zu decken?
Denn auch die Nutzung von biologischen Materialien heißt nicht, dass wir jetzt unüberlegt handeln können: Jedes solches Material braucht eine Bodenfläche zum Wachsen und zu schnelles Wachstum wird in der Materialqualität bemerkt. Dazu entstehen Gelegenheitskosten: Was könnte hier sonst angebaut werden?
Nutzbare Bodenflächen sind begrenzt, häufig ausgelaugt und durch Bodenerosion dezimiert, und im Bedarf an Rohstoffen sehen wir kein Zeichen von Sättigung. Im Gegenteil: Unser Rohstoffhunger wächst9. Dabei verschlingt der Bausektor den Löwenanteil, denn 50% aller Ressourcen werden vom Bausektor verbraucht.
Lösungen, die keine sind
Werden wir bald Erze auf Asteroiden abbauen können? Selbst wenn, wie soll dieses Vorhaben schon bald preiswert genug sein, um eine echte Alternative zu intelligenten Systemen des Wirtschaftens zu sein?
Wir werden mehr als je zuvor auf die Endlichkeit des Planeten aufmerksam gemacht und müssen mit dem arbeiten, was vor uns ist, ohne von Goldminen im All zu träumen.
Schwindende Rohstoffe zu steigenden Preisen bei einer hohen Ressourcenlast des Bausektors werden dessen Zukunftstauglichkeit gefährden, bis wir eine saubere und skalierbare Lösung finden.
Was jetzt?
Wie also sieht die Antwort zu einer begrenzten Menge an Ressourcen für eine Spezies mit wachsendem Bedarf an Häusern, Smartphones und verschiedensten Infrastrukturen aus?
Diese Frage bricht nach und nach aus der Sphäre des Umweltaktivismus aus und setzt sich ganz von selbst auf die Agenda zukünftiger Marktführer.
Der nächste Artikel dieser Serie widmet sich deshalb der Frage, wie zirkuläre Geschäftsmodelle nicht nur von Weitblick und Systemintelligenz sprechen, sondern zudem schon bald einen signifikanten wirtschaftlichen Vorteil bringen werden.